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Christian Knoche

Work Wars III - Alltag im Todesstern

Es war mal ein Typ, nennen wir ihn Jack. Jack hatte weder Familie noch einen großen Freundeskreis, er lebte für seinen Beruf und seine Karriere. Man kann sagen, dass seine Karriere gut und konstant, aber eher mittelmäßig verlief. Jack war jemand, der sich zu viel mit Menschen und Details aufhielt, um wirklich an der sogenannte Spitze mitzuspielen. Man könnte sagen, er achtete auf seine Mitarbeiter und war ehrlich an ihrem Wohlergehen interessiert. Zusätzlich interessierten ihn Resultate. Allein schon deswegen fehlte ihm die Zeit, einer dieser Überflieger zu sein. Als wenn das noch nicht reichen würde, war er außerdem moralisch integer und hatte hohe Ansprüche an sich selbst und andere. Nicht deswegen, sondern trotz dem hatte er es in neunundvierzig Lebens- und fünfundzwanzig Berufsjahren bis zum Direktor des Automobilbereiches seiner Firma in China gebracht.

Als in vielerlei Hinsicht typischer Amerikaner hatte Jack weder jemals eine Fremdsprache gelernt, noch waren seinen Bemühungen an kulturelle Anpassung wenig mehr als linkisch. Dennoch, Jack schätzte die Chinesen und sie schätzten ihn. Sie nahmen ihm seine kulturellen Fehltritte nicht übel, denn sie spürten in der täglichen Arbeit mit ihm, dass er ein gerechter und feiner Mensch war, der sich ernsthaft für ihre Belange interessierte und sich für sie einsetzte. Diese Aspekte des nationenübergreifenden Austauschs wurden übrigens in keinem der kostspieligen Seminare beleuchtet, die Jack besuchen musste. Über die letzten dreizehn Jahre hatte er sich fern seiner Heimatstadt Detroit ein großes Netzwerk aufgebaut und sogar eine Lebensgefährtin, mit der in einem kleinen Appartement in Shanghai zusammenlebte.

Jack war privat wie auf beruflich sparsam, er hasste Verschwendung, achtete streng auf Effizienz und flog auch auf Langstrecken Economy, um die Finanzen des chronisch klammen Automobilbereiches nicht überzustrapazieren. Nicht, dass es ins Gewicht gefallen wäre. Jack glaubte aber daran, Zeichen zu setzen. Als er nach jahrelanger, aufopfernder Arbeit seinen Bereich in China soweit umgekrempelt hatte, dass man ihn als saniert bezeichnen konnte, fragte man ihn, ob er nicht das gleiche in Südamerika tun könne. Ganz der Unternehmenssoldat, der er nun mal war, stellte er seine privaten Angelegenheiten zurück und sagte zu. Die neue Aufgabe ging einher mit der Beförderung in die nächsthöhere Hierarchieebene, einer leichten Gehaltssteigerung und natürlich den üblichen Vergünstigungen für im Ausland eingesetzte Mitarbeiter, in Kombination mit einer Menge vollmundiger Versprechungen. So verabschiedete sich Jack von seinem kleinen Appartement in Shanghai und seiner Freundin, mit dem Versprechen, ihr weiter Geld zu schicken und sie mindestens zwei mal im Jahr zu besuchen, und bestieg den Flieger nach Sao Paulo. Dort legte er ohne weitere Umschweife sofort damit los, sich ein Bild von der Situation zu machen. Im Anzug und mit polierter Halbglatze tauchte Jack an einem Sonntag bei über dreißig Grad in der Fabrik auf und verließ diese verdreckt, schwitzend und um einige Eindrücke reicher wenige Stunden später wieder. Noch in der Nacht schrieb er einen mehrseitigen Aktionsplan, den er am Montagmorgen frisch geduscht und neu eingekleidet den verblüfften Bereichsleitern, Senior Vice Presidents und Abteilungsleitern präsentierte. Er nahm nach typisch amerikanischer Art kein Blatt vor den Mund, sprach Missstände offen an und benannte derartig zielsicher die Schwachstellen, dass so manchem der anwesenden Würdenträger etwas flau im Magen wurde. Der würdevollste unter ihnen, ein korpulenter und sehr freundlicher Anzugträger mit schütterem Haupthaar, mit allen politischen Wassern gewaschen, erhob sich schließlich und applaudierte. Er sicherte seinem neuen Mitarbeiter seine vollste Unterstützung zu.

Jack war aber noch nicht fertig, denn die Bestandsaufnahme war nur der erste Teil. Ganz Mann der Tat, schob er seinen Aktionsplan nach, in dem er detailliert und logisch schlüssig darlegte, wie er das Geschäft aus einer hoffnungslos defizitären Lage in die Gewinnzone führen könne, und zwar ohne Entlassungen vorzunehmen oder Komplikationen in den Fertigungslinien der Kunden zu verursachen. Alles, was er dafür brauchte, war ein Jahr Zeit und die Summe, welche jährlich an Verlust erwirtschaftet wurde. Da die Verluste bereits seit mehr als fünfzehn Jahren anfielen und kein Ende in Sicht war, hielt er das, gemeinsam mit den wenigen anderen vernünftigen Menschen im Raum für einen fairen Vorschlag. Sein neuer Chef, der sich ihm jovial als Carlos vorstellte und ihm freundlich auf die Schulter klopfte, sicherte ihm zu, alles solle genau so geschehen wie vorgeschlagen. Dann leitete er einen weiteren Beifall ein und verließ den Raum in Richtung seiner gepanzerten Dienstmercedes, in welcher ihn sein Fahrer zum Flughafen brachte. Dort bestieg der die Maschine in der First Class und machte sich auf den Weg zu einer mehrtägigen Konferenz, die er persönlich im sonnigen Miami angesetzt hatte. Jack stieg in seinen Hyundai und fuhr zurück zur Fabrik, um sich sein Team zusammenzustellen und an die Arbeit zu gehen.

Ein halbes Jahr später hatte Jack immer noch kein Budget erhalten. Vereinbarte Besprechungen mit Carlos wurden kurzfristig verschoben, abgesagt oder unter anderen Begründungen ausfallen lassen. Da Jack oftmals eine längere und unbequeme Anreise auf sich nahm, wurde er zunehmend verärgert. Abgesehen davon hatte er in seiner neuen Rolle als Vice President weitestgehende Handlungsfreiheit und tat alles, was er ohne Budget tun konnte. Er war innerhalb kurzer Zeit bei seinen Leuten beliebt und geschätzt, er tauschte einige Abteilungsleiter aus und etablierte klare Regeln, an die sich jeder zu halten hatte. Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz, konkrete persönliche Verantwortung für Arbeitsausrüstung und Produktionsanlagen, Vereinfachung von Rezepturen für Chemikalien und vor allem ein vertrauensvolles Arbeitsklima. Dies sparte innerhalb weniger Monate so viel Geld ein, dass er einige dringend notwendige Investitionen freigeben konnte. Es war ihm im Rahmen der Möglichkeiten gelungen, das Beste aus allem herauszuholen und die Verluste zu halbieren.

Nach einem weiteren geplatzten Termin mit Carlos tauchte dieser plötzlich im Gefolge einer zwanzig Köpfe zählenden Gruppe von Inhouse Consultants, Prozessexperten und Chemikern unangemeldet in der Fabrik auf. Die Gruppe verteilte sich und stiftete in den nächsten zwei Wochen enorme Unruhe. Sie wühlten in alten Papieren, bemängelten, kritisierten und verunsicherten alle Mitarbeiter derartig, dass die Zahl der Krankmeldungen um fünfzig Prozent anstieg. Carlos war während dieser Zeit täglich in der Fabrik und bezog dort ein eigens für ihn freigeräumtes Eckbüro, in dem ohne Probleme die gesamte brasilianische Nationalmannschaft Trainings hätte abhalten können. Er ließ sich dort täglich mehrmals über das Geschehen informieren, war aber während der gesamten Zeit für Jack nicht zu sprechen. Nach Ablauf der zwei Wochen reiste eigens einer der Vorstände aus dem Hauptquartier an, und die Gruppe von Beratern stellte einen umfangreichen Maßnahmenplan vor, der in inhaltlich in etwa dem entsprach, was Jack vor sechs Monaten an einem Sonntagnachmittag herausgefunden hatte. Obwohl inhaltlich sehr ähnlich, war der Plan im Umfang etwas das zehnmal so dick, setzte dafür aber die dreifache Zeit und die fünffachen Kosten an. Als Jack, der nur auf massives Drängen hin zum ersten Mal einer dieser Besprechungen beiwohnen durfte, seinen ursprünglichen Plan ausbreiten wollte, wurde die Sitzung aus Zeitgründen von Carlos abgebrochen. Jack ließ sich nicht entmutigen und sprach direkt mit dem Vorstand. Er sagte frei heraus, dass er dies alles schon vor sechs Monaten vorgeschlagen habe und es auch deutlich schneller und günstiger erreichen könne. Der Vorstand zeigte sich begeistert und verlangte, ihn am nächsten Tag gemeinsam mit Carlos zu sprechen. Der Zeitplan sei zwar knapp, aber eine halbe Stunde könne man ganz sicher unterbringen. Carlos versicherte, seine – nicht Sekretärin, sondern persönliche Assistentin – werde ihm eine Einladung zukommen lassen. Als Jack bis zum nächsten Tag am Mittag nichts gehört hatte, fragte er dort nach. Die Assistentin bedauerte, der Herr Vorstand habe an einem Eskalationsmeeting teilnehmen müssen, sei jetzt leider nicht abkömmlich und reise am Nachmittag bereits wieder ab. Jack schrieb eine Email direkt an den Vorstand und bat um ein Telefonat. Einige Tage später antwortete ihm die persönliche Assistentin des Vorstandes, das geplante Treffen wäre abgesagt worden, weil er, Jack, laut der Auskunft von Carlos plötzlich erkrankt sei. Er antwortete empört und direkt, dies sei nicht der Fall gewesen. Wiederum einige Tage später erhielt Jack kommentarlos eine Emailkorrespondenz von der Assistenz des Vorstandes weitergeleitet, in der dieser persönlich bei Carlos nachfragte, wie es denn zu dieser Aussage gekommen sei. Carlos entschuldigte sich darin aufwändig bei seinem Chef, den er intern stets nur als ´Gott`bezeichnete. Er habe da wohl etwas falsch verstanden und es tue ihm sehr leid, sowas könne bei dem Stress und der schwierigen Geschäftslage schonmal vorkommen. Er sei sicher, im nächsten Jahr beim routinemäßigen Besuch werde ein solches Treffen sicher stattfinden und er kümmere sich derweil Hand in Hand mit Jack um alle notwendigen Maßnahmen, die ja so hervorragend von dem Expertenteam herausgearbeitet worden seien. Er versicherte weiterhin, man sei mit den gemachten Vorschlägen auf einem guten Weg und könne sicherlich in dem genannten Zeitraum von drei Jahren einen wesentlichen Teil davon umsetzten. Wegen der angesetzten Kosten sei er sich allerdings noch nicht sicher, er würde diesbezüglich nochmals auf ihn zukommen, wenn sie sich im nächsten Monat in Deutschland träfen.

Jack war außer sich vor Wut und versuchte, Carlos anzurufen, wurde aber von der Assistentin abgewimmelt. Danach probierte er es direkt auf Carloss Mobiltelefon, allerdings auch dort ohne Erfolg. Daraufhin schrieb er eine gepfefferte Email, die aber keinerlei Reaktion hervorbrachte.

Zwei Tage später rief Carlos ihn zurück und fragte, ob er sich mittlerweile wieder etwas beruhigt habe. Es sei ein Missverständnis gewesen, nichts weiter. Selbstverständlich täte es ihm leid, aber es gäbe bestimmt bald wieder Gelegenheit, mit dem Vorstand zu sprechen. Trotzdem mahnte er an, es sei nicht die Zeit, um sich persönlich zu profilieren. Es gäbe dringende Probleme, die angegangen werden müssten, und er wolle sich morgen mit ihm treffen, um den vom Expertenteam ausgearbeiteten Maßnahmenplan zu besprechen. Dann legte er auf, und Jack blieb mit offenem Mund zurück. Kurz darauf erhielt er eine Einladung für sieben Uhr dreißig am Morgen des nächsten Tages. Obwohl ihm das den schönsten aller Staus bescherte, fand er sich pünktlich eine Viertelstunde vor der Zeit im Hauptsitz ein und nahm im Vorzimmer Platz. Er klappte seinen Laptop auf und vertiefte sich in Arbeit, bis ihm auffiel, dass es bereits halb neu war. Um Viertel nach neun, das Büro hatte sich bereits weitgehend gefüllt, tauchte Carloss persönliche Assistentin auf und begrüßte ihn freundlich. Als er etwas verärgert nach dem Termin fragte, sagte sie ihm, Carlos habe noch eine dringende private Angelegenheit erledigen müssen und verspäte sich auf unbestimmte Zeit, wolle aber ganz dringend unbedingt heute noch mit ihm sprechen. Carlos selbst fuhr gegen halb zehn im Fond seines gepanzerten Wagens in die Tiefgarage ein, ließ direkt vor dem Aufzug halten und fuhr in sein Stockwerk. Er begrüßte Jack jovial mit Handschlag, entschuldigte sich und bat ihn herein. Dann begann er ohne weitere Umschweife einen Monolog über die schwierige Situation in Jacks Bereich und den aus Deutschland vorgeschlagenen Maßnahmenplan, bis nach einigen Minuten sein Telefon klingelte. Er nahm ab, nickte, entschuldigte sich bei Jack und sagte, er müsse kurz ins Obergeschoss zum Präsidenten, eine dringendende Angelegenheit, er sei aber bald zurück. Gegen Mittag stand Jack auf, verließ das Gebäude, und ging mit einigen Kollegen in ein Restaurant um die Ecke. Auf dem Weg passierten sie eines der teureren Etablissements, wo er durch ein Fenster Carlos, den Präsidenten sowie einige Besucher aus Deutschland in lockerem Gespräch und bei Wein und Zigarren beisammen sitzen sah. Nach der Mittagspause wartete er bis halb sechs, ohne das Carlos nochmals aufgetaucht wäre. Dann steckte die Assistentin den Kopf herein und ließ ausrichten, er könne für heute gehen, Carlos habe leider an einer ungeplanten Eskalationssitzung teilnehmen und den Termin verschieben müssen. Er fragte, wann denn ein nächstes Treffen möglich sei. Die Assistentin versicherte, sie würde sich bei ihm melden, und verschwand.

Als Jack aufstand und ging, war der Rest der Büros bereits leer. Zwei Tage später, nach einigen vergeblichen Versuchen, Carlos zu erreichen, schickte die Assistentin ihm eine Einladung für einen Termin in drei Wochen, mit dem Kommentar, Carlos habe einen sehr vollen Kalender und ein früherer Termin sei leider nicht möglich. Danach begann wieder das alte Muster aus kurzfristigen Absagen, Verschiebungen und Ausreden. Jack erhielt nach wie vor kein Budget für seine Maßnahmen, er tat weiterhin alles, was in seiner Macht stand und schaffte zum Ende des Geschäftsjahres das Unmögliche. Er hatte unsinnige Regeln gebrochen, mit alten Strukturen aufgeräumt, Leute motiviert, Menschen dazu gebracht, an sich zu glauben, er hatte gespart, wo es nur ging und von dem Geld gekauft, was dringend nötig war. Er hatte mit den anderen Verantwortlichen verhandelt und alle Steine, die ihm in den Weg gelegt wurden, weggeräumt. Als sich das Jahr dem Ende zuneigte, hatte er noch immer kein Budget bekommen und kein Treffen mit Carlos gehabt. Aber es sah alles danach aus, als würde dieses Jahr, zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren, sein Bereich keinen Verlust schreiben.

Er kratzte das letzte Geld zusammen, zahlte davon allen Mitarbeitern eine Prämie. Eine Gruppe seiner wichtigsten Mitarbeiter lud er auf private Kosten zu einem gemeinsamen Essen ein. Er verkündete, in diesem Jahr habe man so gut auf Vorrat produziert, dass alle über die Weihnachtstage freinehmen und zu ihren Familien fahren könnten. Dann beraumte Carlos ohne vorherige Absprache eine offizielle Weihnachtsfeier an. Aufgrund der angespannten Budgetlage gab es dort nur Wasser, Kaffee und Kekse. Im Trikot seiner Lieblingsfußballmannschaft betrat Carlos die Bühne und dankte allen für ihre hervorragende Arbeit im vergangenen Jahr. Auch er habe sich sehr um den Bereich bemüht, aber trotz aller Anstrengungen sei es auch in diesem Jahr nicht gelungen, einen Gewinn zu erwirtschaften. Daher müssten leider alle auch über die Feiertage nochmal mit anpacken, um dringende Rückstände aufzuholen. Auch die versprochene Prämie könnte, er bedauere das wirklich sehr, nicht ausgezahlt werden. Er wünsche trotzdem allen eine fröhliche Weihnacht und hoffe, im nächsten Jahr dann bessere Ergebnisse erzielen zu können. Er versicherte der Mannschaft, sie könne auf ihn zählen und sagte zu, dass er dafür Sorge tragen werde, dass Jack sich mit ihm in Zukunft besser abstimme, um solche Enttäuschungen zu vermeiden.

Hinterher kamen viele der völlig verdatterten Mitarbeiter zu Jack und fragten ihn, was denn da eigentlich los sei. Aber Jack wusste keine Antwort. Im nächsten Jahr kam alles noch viel schlimmer. Hohe Inflationsraten, Kontamination in der Produktion, Fehler in den Anlagen der Kunden, für die der Lieferant den Kopf hinhalten musste, ein Einbruch der Autoverkaufszahlen und unternehmensweite Sparmaßnahmen machten Jack einen Strich durch die Rechnung. Er tat weiterhin alles, was möglich war, und rettete mit seiner Truppe, was zu retten war.

Als der Vorstand und die Beratungsgruppe wieder anreiste und nachfragte, was mit den Maßnahmen sei, konnte er nicht viel Positives berichten. Immerhin bestand der Vorstand diesmal auf seiner Anwesenheit und hörte ihm auch zu. Er gab ihm sogar in vielen Punkten Recht und sicherte ihm persönlich zu, sich um das benötiget Budget zu kümmern, denn trotz der Krisenzeit ließe sich ja mit diesen Investitionen viel Geld sparen. Es war ein Sieg für Jack und eine krachende Niederlage für Carlos, der eine etwas unglückliche Figur abgab, aber seine strahlende und joviale Art nicht verlor. Nachdem Vorstand und Gefolge abgereist waren, ging alles wieder weiter wie bisher. Dann wurde Jack nach einigen Monaten zu einer größeren Runde zitiert, vor der er Bericht ablegen musste. Carlos, in Abwesenheit des Vorstandes wieder ganz im Oberwasser, provozierte mit vermeintlich cleveren Fragen, falschen Aussagen und völlig verdrehten Tatsachen so lange, bis Jack einen Fehler machte. Nach über zwei Jahren harter und aufopferungsvoller Arbeit, nach einer Meisterleistung ohne jegliche Unterstützung von oben, nachdem man ihn unzählige Male versetzt, belogen, ausgespielt und hintergangen hatte, riss ihm der Geduldsfaden und er brüllte Carlos vor versammelter Mannschaft an. Das er es satthabe, kein Budget zu bekommen, nicht respektiert zu werden, dass er es nicht mehr akzeptieren werde, wenn grundlegende zwischenmenschliche Verhaltensweisen wie Pünktlichkeit und Ehrlichkeit, die an die Wände in jedem Flur hier gepinselt waren, nicht eingehalten würden, und verließ wutschnaubend den Raum.

Einen Tag später erhielt eine Mail von Carlos. Es tät ihm leid, aber er habe seine Chance gehabt. Schlechte Geschäftszahlen über einen längeren Zeitraum, mangelnde interkulturelle Kompetenz und seine häufigen öffentlichen Wutausbrüche seien nicht länger tolerierbar. Mit dem Segen des Vorstandes würde er ihn um zwei Ebenen herunterstufen und in die USA zurückschicken. Jack bekam dort eine Stelle ohne Personalverantwortung und wurde ein Jahr später unter fadenscheinigen Gründen entlassen. Carlos wurde wenig später aufgrund seiner langjährigen Verdienste für das Unternehmen unter großen Lobesreden auf die Stelle des Präsidenten befördert, die er bis zu seiner Pensionierung innebehalten sollte.

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